EIN EMOTIONALER MOMENT MIT BRACELET-GEWINNER KLAUS ILK

Von Martin „Potti“ Pott

In den 18 Tagen Las Vegas gab es viele Momente, die ich sicherlich für recht lange Zeit in Erinnerung behalten werde. Lustige Situationen, spannende wie dramatische Ereignisse, aber auch emotionale Erlebnisse.

Einer der für mich eindrucksvollsten Momente hat sich gleich zu Beginn meiner Reise zugetragen. Am 1. Juli stand die Siegerehrung vom Super Senior Event an. Ein Turnier, an dem nur Spieler über 60 Jahre teilnehmen dürfen. Einer der 3.121 Teilnehmer war Klaus Ilk aus Österreich. Der 66-Jährige Versicherungsmakler aus Krems an der Donau spielt Poker aus Leidenschaft. Es ist für ihn eine willkommene Abwechslung zum harten Arbeitsalltag. Und deshalb gönnt sich Klaus Ilk hin und wieder eine Reise nach Las Vegas um seinem Hobby zu frönen. Er hat in der Wüstenstadt auch schon einmal ein kleineres Turnier gewonnen. Und vor einem Jahr hat er im Wynn Casino bei einem Mystery-Event den 4. Platz belegt für etwas mehr als 11.300 Dollar. Sein bisher größter Score. Der ganz große Erfolg fehlt jedoch bislang in der Pokerkarriere des bescheidenen Familienvaters aus Krems.

2023 sollte jedoch etwas ganz Besonderes passieren. Klaus bekommt einen Lauf beim Seniors-Event. Er übersteht Tag1 wie auch Tag 2 des Events. Und sitzt auf einmal am Final Table dieses riesigen Teilnehmerfeldes. $35.377 hat er zu diesem Zeitpunkt bereits sicher. Mehr, als er in allen anderen Turnieren zusammen gewonnen hat. Doch die Reise war noch nicht zu Ende. Ein ums andere Mal kann er auch an Tag 3 wichtige Coinflips für sich entscheiden und sich so einen Platz unter den letzten 5 Spielern sichern, die dann an Tag 4 zurückkommen um den Super-Senior Weltmeister und das begehrte Bracelet ausspielen. Zu diesem Zeitpunkt hat er bereits knapp 100.000$ sicher.

Und auch im Finale steht Glücksgöttin Fortuna weiter treu an der Seite des Hobbyspielers aus Krems. Nach einem harten Heads-Up gegen den US-Amerikaner Ronald Lane gewinnt Klaus Ilk das Event. $371.603 Preisgeld sowie der WM-Titel inklusiv des begehrten Armbands der Lohn für Klaus, der erst im “zarten“ Alter von 55 Jahren mit dem Pokerspiel begonnen hat.

Bei der Siegerehrung bin ich dabei. Stehe quasi nur 2 Meter vom Podest entfernt. Im Pokersaal ca. 2.500 Spieler, die gerade aus der Pause zurückkehren um ihr Spiel fortzuführen, als der WSOP Turnierdirektor Jack Eiffel Klaus offiziell das Bracelet überreicht und über Mikrofon alle Spieler im Saal bittet, während des Abspielens der österreichische Nationalhymne aufzustehen.

Die Spieler folgen den Worten des Turnierdirektors. Es ist mucksmäuschenstill im Raum und die Hymne erklingt. Richtig laut wird sie abgespielt. Ich sehe, wie Klaus Arme anfangen zu zittern. Wobei zittern hier eher untertrieben ist. Sie flattern regelrecht. Es ergreift ihn total. Und obwohl ich Klaus vorher nicht kannte und es auch gar nicht meine Nationalhymne ist, erwischt es auch mich emotional bei diesem Anblick und angesichts des Moments. Ich bekomme Gänsehaut am ganzen Körper. Kann mich in seine Situation hineinversetzen. Was muss es für ein Gefühl sein, wenn du mitten im Raum auf einem Podest stehst, sich 2.500 Leute für dich erheben und dir zu Ehren die eigene Bundeshymne abgespielt wird? Du vorher das Bracelet vom Turnierdirektor überreicht bekommen und einen Tag vorher $370.000 gewonnen hast. Kein Wunder, dass sein ganzer Körper vibriert.

Nach der Zeremonie führen wir noch ein Interview mit Klaus. Auch da muss der frisch gebackene Pokerweltmeister noch mit den Worten ringen und ein ums andere Mal tief schlucken. Ein wunderschöner Moment, den ich nicht missen möchte und so schnell auch nicht vergessen werde.

Herzliche Glückwünsche, Klaus Ilk.