Es ist 22 Uhr, wir befinden uns in der PokerGO Arena der World Series of Poker im Convention Center des Horseshoe Las Vegas. Bei der $10.000 NL 2-7 Single Draw Championship sind nur noch fünf Spieler im Rennen, dekoriert mit insgesamt 13 WSOP Bracelets. Auf den Sieger wartet das nächste goldene Armband, plus $367.599 Prämie.

GGPoker Ambassador Daniel Negreanu steht mit nur noch 12 Big Blinds mächtig unter Druck, schafft aber gegen Chipleader Chris Brewer den Double-Up und bekommt Applaus von der Rail. Brewer hatte vor zwei Wochen das $250.000 NLHE High Roller für knapp $5,3 Millionen gewonnen.

Und es wird direkt wieder spannend. Nach einem Open-Raise von Brewer spielt DNeg zunächst die 3-Bet, geht nach der 4-Bet von Alex Livingston und dem Fold von Brewer All-in. Sein kanadischer Landsmann zahlt die restlichen Chips nach, beide Spieler behalten ihre Karten und wieder kommt die Rail in Bewegung.

Go DNeg“, rufen die Zuschauer, die unbedingt sehen möchten, wie Negreanu sein siebtes Bracelet gewinnt. Das letzte gab es 2013 bei der WSOP Europe. Das letzte Siegerfoto in Las Vegas liegt 15 Jahre zurück. Doch der mittlerweile 48-jährige Superstar der Pokerszene muss weiter warten. 9♠8♦6♠4♠2♣ reicht im Showdown nicht, Livingston dreht mit 8♠7♥6♣5♥3♠ das bessere Low um.  Die $81.751 Preisgeld für Platz fünf sind Nebensache.

Etwas später erwischt es Chris Vitch (zwei Bracelets) auf Platz vier, ehe es zu dritt zäh wird. Drei Stunden später entscheidet sich die Turnierleitung für den Abbruch, sodass David „ODB“ Baker (4.580.000 Chips), Brewer (2.765.000) und Livingston (1.9600.000) erst heute Abend den Sieg ausspielen.

Es ist mittlerweile 1:30 Uhr in der Nacht, uns zieht es in den großen Turniersaal ins Paris Las Vegas Hotel & Casino. Dort findet beim $10.000 Super Turbo Bounty der Redraw der letzten zwei Tische statt. Auch hier hat es das Line-Up richtig in sich. Im Kampf um das Bracelet und $803.818 Preisgeld (plus $3.000 Bounty pro Spieler) stehen WSOP-Rekordsieger Phil Hellmuth (16 Bracelets) und Phil Ivey (10 Bracelets) im Rampenlicht.

Hellmuth bringt es zu diesem Zeitpunkt nur auf 14 Big Blinds, Ivey steht mit 22 Big Blinds etwas besser da. Klarer Chipleader ist Chris Savage (95 BBs) vor dem deutschen Pro Tom Kunze (44 BBs). In der Folge geht es Schlag auf Schlag, Savage dominiert weiter, Hellmuth und Ivey ziehen bei noch neun Spielern an Kunze vorbei, haben aber wie Deutsche keinen Spielraum mehr.

Bei noch sechs Spielern kommt es dann zum großen Showdown der beiden Superstars, die sich nicht besonders grün sind und kein Wort wechseln. Ivey stellt mit K♦10♦ aus früher Position elf Big Blinds All-in, Hellmuth geht mit etwas mehr drüber und zeigt im Showdown tatsächlich A ♥ A ♦. Am Turn bringt der Openended-Straigthdraw für Ivey Spannung, doch eine Blank am River besiegelt den Bustout auf Platz sechs für $133.461 Preisgeld.

Die Turbo-Struktur mit 20-minütigen Levels ist gnadenlos. Savage fällt auf Platz fünf, Kunze geht in Führung, verliert dann aber ein Blindbattle gegen Justin Zaki. Die restlichen Chips gehen an Hellmuth, so dass am Ende ein starker dritter Platz für $349.737 bei Kunze zu Buche schlägt.

Heads-up führt Hellmuth hauchdünn gegen Zaki, direkt in der ersten Hand kommt es in einem Limped-Pot am Flop 8♠K♣4♠ zum All-in. Zaki dreht 6♠7♠ zum Monsterdraw um, Hellmuth liegt mit 8♣4♥ für Twopair vorne. Es fehlten nur noch zwei Karten auf dem Weg ins Glück, direkt die erste ist die 4♦ zum Full House für Hellmuth. Für Zaki bleibt somit von seinen Outs nur noch die 5♠ zum Straightflush für die Wende. Doch nach dem K♠ am River und einem lauten „YESS!“ steht um kurz nach 5 Uhr morgens fest: „The Pokerbrat“ Phil Hellmuth gewinnt sein 17. WSOP Bracelet und hat es wieder mal allen Kritikern gezeigt.

Was für eine spannende Nacht bei der 54. World Series of Poker.


Fotos: World Series of Poker (wsop.com)