Als Fabian Gregorius am Sonntag, den 3. Dezember gegen 16:30 Uhr die Online-Tische bei GGPoker öffnete, hat er im Leben nicht damit gerechnet, dass er keine 48 Stunden später zusammen mit seiner Verlobten im Flieger in Richtung Nassau sitzt, um bei einem der größten High-Roller-Turniere der Welt gegen die besten Spieler der Welt anzutreten.

Ein ziemlich cooler Traum

Es hört sich eher an wie ein ziemlich cooler Traum, aus dem man mitten in der Nacht erwacht. Zumindest für einen Hobbyspieler, der normalerweise Turniere mit maximal $25 Buy-In spielt und nicht einen Cent investieren musste. Die Uhrzeit würde auch passen, denn als der 30-Jährige die letzte Hand gespielt und die Session beendet hatte, war es 4:30 Uhr morgens.

Allerdings war es kein Traum, im Gegenteil. Fabian hatte von GGPoker ein $250-Satellite-Ticket geschenkt bekommen, qualifizierte sich damit für das $2.650-Satellite und schaffte tatsächlich den Sprung ins Hauptfeld des $25.000 GGMillion$ High Rollers der WSOP Paradise. Noch am selben Abend begann um 22 Uhr sein OnLive Day 1.

Hier schein es zunächst so, als ob der Lauf enden sollte. Doch mit dem nötigen Glück setzte sich der selbstständige Finanzberater in einem mit Weltklassespielern gespickten Feld (insgesamt 43 Entries), darunter der US-Amerikaner David Peters sowie die Kanadier Daniel Dvoress und Matthew Stumpf, tatsächlich durch. Bei noch sieben Spielern sorgte er mit dem Bustout des deutschen Pros Christian Rudolph sogar für das Platzen der Moneybubble und schaffte den Sprung in den zweiten Spieltag.

Ab auf die Bahamas

Der Fand am vergangenen Donnerstag im Grand Ball Room des Atlantis Resort auf Paradise Island statt. Viel Zeit blieb daher nicht, aber es mussten noch ein paar Probleme gelöst werden. „Ich habe meine Verlobte geweckt und ihr gesagt „Du musst irgendwie versuchen Urlaub zu nehmen, wir fliegen spätestens Dienstag auf die Bahamas.““ Der Urlaub stellte sich als kleineres Problem heraus. Dass aber der Reisepass seiner Verlobten erst vor wenigen Wochen gestohlen wurde und noch kein neuer vorlag, sorgte für Hektik.

„Zum Glück hat sich das Oberhausener Bürgeramt sehr kooperativ gezeigt, da müssen wir uns wirklich bedanken“, berichtete Fabian. Es wurde ein Express-Reisepass ausgestellt, mit dem dann am Nachmittag die Flüge über Toronto nach Nassau gebucht wurden. Allerdings erst nachdem ein Online-Visum für Kanada beantragt und bestätig wurde. „Das war unsere einzige Möglichkeit, denn mit dem Express-Reisepass ist eine Route über die USA nicht möglich.“

Nach einer unruhigen Nacht ging es am Dienstagmorgen mit dem Auto nach Köln, von dort mit dem ICE weiter zum Frankfurter Flughafen. Nach über 30 Stunden kamen die beiden um 10 Uhr Ortszeit im Atlantis Resort an. „Das Erste, was wir gemacht haben, war, uns in die Strandliegen zu legen. Da haben wir erst wirklich realisiert, dass alles geklappt hat und wir tatsächlich auf den Bahamas sind. Und auf Paradise Island, da wird der Name zum Programm. Es ist einfach paradiesisch hier.“

Endboss-Party im Atlantis Resort

So richtig zur Ruhe kam Fabian aber nicht. Die Aufregung, aber auch die Vorfreude auf das Turnier seines Lebens waren einfach viel zu groß. „Ich habe fünf Stunden geschlafen, dann mitten in der Nacht den Seatdraw in der WSOP+ App studiert und sogar noch die Primed App von Fedor Holz zum Meditieren heruntergeladen.“

Und dann fiel am Donnerstag um 13 Uhr der Startschuss beim $25.000 GGMillion$ der WSOP Paradise. Ein Preisgeld hatte Fabian allein durch das Erreichen von Tag 2 sicher, und das am Ende bei 80 qualifizierten Spielern nach etwas über drei Stunden Spielzeit Platz 40 für $58.700 raussprang ist gar nicht hoch genug zu bewerten. Immerhin war fast ohne Ausnahme die komplette Weltelite am Start. Ein paar Namen gefällig: Bryn Kenney, Justin Bonomo, Daniel Negreanu, Jason Koon, Erik Seidel, Fedor Holz, Isaac Haxton, Dan Smith, Adrian Mateos oder Stephen Chidwick.

Mit seinem Spiel war Fabian im Großen und Ganzen zufrieden, die enormen Preissprünge konnte er aber nicht komplett ausblenden: „Das Standardspiel bei einem Lowstakes-Online-Turnier, ist bei einem Turnier dieser Größenordnung plötzlich kein Standardspiel mehr. Wenn du auf die Tafel schaust und weißt, ich muss jetzt einfach nur warten, um $8.000 mehr mitzunehmen, kannst du das nicht einfach ausblenden.“

Deal mit Jeff Gross beim Main Event?

Der Main Event ist trotz des Erfolgs nicht eingeplant. „Vor den Bahamas war mein größtes Turnier das Colossus mit $400 Buy-in, und jetzt auf eigene Kosten den Main Event für $5.000 zu spielen, da habe ich kein gutes Gefühl“, sagte Fabian am Tag nach dem GGMillion$. An der Einstellung hat sich grundsätzlich auch nichts geändert, allerdings sieht es aktuell danach aus, dass Fabian einen Großteil seiner Action an GGPoker Ambassador Jeff Gross abgeben kann. Gross hatte die Story des Deutschen Freerollers mitbekommen und ihn zum Interview gebeten. Als herauskam, dass Fabian den Main Event wohl nicht spielen wird, bot ihm der US-Amerikaner an 50% zu kaufen. Noch ist der Deal nicht fix, aber die Chancen, dass Fabian ein weiteres Major spielt stehen nicht schlecht.